Morgen ist Christi Himmelfahrt (Vatertag) und diese Tour mache ich wieder alleine. Die "No Worries" ist frischpoliert und glänzt wie eine Speckschwarte! Maschinen an und los! Mit langsamer Geschwindigkeit geht es auf den Kanal zwischen Steenwijk und Ossenzijl in Richtung Lemmer. Nach einer Viertelstunde geht der Alarm an einer Maschine am Kontrolldisplay am Steuerstand und ich sehe, dass der Motor überhitzt ist. Schnell wird er ausgestellt und mit dem zweiten Motor geht es erst einmal 20 Minuten weiter, bis zu einer Anlegemöglichkeit. Im Maschinenraum wird zunächst der Seewasserfilter überprüft. Alles sauber, nichts ist im Sieb. Der Motor ist mittlerweile abgekühlt und wird wieder gestartet. Läuft und bleib in seiner Temperatur von etwa 80°Celsius. Vermutlich eine Plastiktüte, die den Einlass unter Wasser verstopft hat und nun wieder weggespült wurde. Das hätte ohne den kleinen zwei Euro teueren Pieper richtig teuer und gefährlich werden können! Jetzt bin ich richtig froh darüber, dass ich ihn im Winter ersetzt habe, da er schon eine Zeit lang seinen Geist aufgegeben hatte! Mal eben einen Motor gerettet - und sehr viel Geld!
Das Ganze ist nun schon ein paar Tage her und ich hatte Zeit darüber nachzudenken, wie oft ich schon solche Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten gemacht habe. 1990 fuhren wir (Mein Schwager, ich und 6 Kinder) mit "ANNA", einer Palma de Groot von 1976 auf den Mecklenburger- und Berliner Gewässern. Die Anna war ein gemütliches 12 Meter langes Stahlschiff mit zwei Volvo Penta Motoren. Ich war derzeit Anfänger und auf dem Schweriner See gab es das erste "Alarmerlebnis". Ich hatte vergessen die Seeventile zu öffnen! Die Impeller hatten sich "zerlegt" und die Motoren waren überhitzt! Das war übrigens meine erste und letzte Erfahrung mit dem Ausfall beider Motoren!
In den Folgejahren gab es immer wieder mal Maschinenausfälle durch unterschiedlichste Ursachen. Materialermüdung bei einer Kupplung auf der 30 Jahre alten "Escape", verstopfte Seefilter und Dieselfilter (Schlamm im Tank der "Anna" sowie werksbedingte Herstellermängel an Dämpferplatten der "No Worries" gleich zwei Mal kurz nach Übernahme!
Und diese Ausfälle waren nicht immer in ruhigen Gewässern. Auf der Ijssel oder dem Rhein macht so ein Motorenausfall keinen Spaß und kann lebensgefährlich sein! Ich bin froh für meinen Fahrlehrer, Kapitän "Mütze", der mich damals in der Bootsfahrschule in Hamburg - Billwerder sensibilisiert hat. Dieser alte Hase war jahrzehntelang auf Elbe, Rhein und Nordsee unterwegs und sprach aus Erfahrung! Damals habe ich mich entschieden, große Boote nur mit zwei Einbaudiesel zu kaufen.
Meine Daycruiser und Oldtimer hatten nur je einen Motor, doch alle Stahlverdränger hatten immer eine Doppelmotorisierung!
Wie immer gibt es jedoch auch Ausnahmen. Wenn ich nur in ruhigen Gewässern wie der Mecklenburger Seenplatte oder in Friesland/NL unterwegs wäre, dann würde ich aus Kostengründen wohl nur einmotorig unterwegs sein...