Nach einer Woche "Heimaturlaub" geht es wieder los! Dieses Mal jedoch alleine.
Die "No Worries" wurde bei Steeler in Steenwijk frisch poliert und glänzt wieder wie eine Speckschwarte! Nach so vielen Flüssen und Kanälen in den vergangenen Wochen, bin ich reif für die Insel! Die Frage ist nur, welche Insel? Friesland ist ja nicht weit und die sollen ja auch schöne Inseln haben! Auf geht's! Doch bereits nach 20 Minuten ist ein Motor heiß und es gibt Alarm am Steuerstand! Hatte ich nicht über Winter den defekten "Piepser" erneuern lassen? Mehr zum Thema unter 2023-motorausfall. Mit einer Maschine weiterfahren und die Andere abkühlen lassen. Später stellt sich heraus, dass eine Plastiktüte den Kühlwassereinlass verstopft hatte. Alles gut, weiter geht es durch Ossenzijl nach Lemmer.
Es ist Vatertag und die Stadt ist übervoll mit Menschen und Booten! Also durch die "Pakete" und in die alte Schleuse raus auf das Ijsselmmer und durch die große Schleuse auf die erste Insel am Princes - Margriet - Kanaal. Dort ist es ruhig und angenehm. Am nächsten Morgen geht es bei schönstem Wetter nach Sneek zum Einkaufen. Um 10:00 Uhr morgens sind die ersten Boote schon wieder weg und man hat die Chance auf einen schönen Liegeplatz vor dem berühmten 500 Jahre alten Wassertor. Aldi ist gleich um die Ecke und einen gut sortierten Fischladen gibt es auch. Am Nachmittag suche ich mir einen ruhigen Platz zum übernachten in Jirnsum, direkt neben dem Kanal, jedoch ruhig und ohne Wellenschlag durch die Berufsschifffahrt.
Weiter geht es an Grou vorbei nach Leuwarden und zum Etappenziel Franeker. Und da tobt am heutigen Samstag der Bär! Oldtimertreffen in der Altstadt! Erst am Abend wird es ruhiger. Ein paar Chartercrews laufen ein und bieten etwas "Hafenkino" und der Hafenmeister kommt zum Abkassieren. 18,75 Euro - inklusive Strom und Wasser. Ein fairer Preis!
Und zur kulturellen Weiterbildung lohnt sich ein Besuch im berühmten "Franeker Planetarium", gleich neben dem wunderschönen Rathaus!
Sonntagmorgen in Franeker. Alles ruhig, alles schläft. Der Wind weht mit 13 -16 Kn und der Himmel ist trübe. Bis zur Schleuse Harlingen bin ich allein auf dem Kanal. Das Schleusentor öffnet sich und ein paar Dutzend Segler und Motorboote stürmen aus der Schleuse. In Richtung See werde ich einzeln sehr zügig geschleust. In einer Stunde ist Hochwasser und vor dem Tor warten gefühlt ein paar Hundert Boote auf Einlass! Autopilot an und Frühstücken. Nach insgesamt vier Stunden Fahrzeit komme ich im Jachthafen von Terschelling an und mache fest. Es gibt sehr viele freie Liegeplätze, denn die meisten Skipper sind auf dem Weg nach Hause. Übrigens bekommt man auch hier Strom und Wasser kostenlos, wenn man sein Liegegeld brav beglichen hat. Fast das vierfache vom Vortag in Franeker - 68,- Euro! Mahlzeit!
Das Faltrad, meine "Victoria", wird aus dem Kofferraum gehievt und auf gehts zum Bunkermuseum, in die kleine Innenstadt und zu den Dünen. Der Himmel ist nun blau, die Luft schmeckt salzig - Nordsee eben.
Die östliche Route um Terschelling herum wäre kürzer gewesen, doch mit 1,45 Meter Tiefgang immer ein Risiko. Also außen herum, an Terschelling vorbei, auf die Nordsee. Es war eine anstrengende Fahrt bei diesem Wind aus NE und dem entsprechenden Wellen von voraus. Dank der Magnus Master Stabilisatoren doch einigermaßen erträglich. Das Wetter war bis zur Ankunft in Ameland grau. Kaum vor der Insel verschwanden die Wolken und der blaue Himmel zeigte sich. Die Einfahrt in den kleinen Jachthafen bei Nes ist für uns auf Grund des Tiefgangs nur zwei Stunden vor - und bis zwei Stunden nach Hochwasser möglich! Festgemacht und online bezahlt - genauso teuer wie in Terschelling - und dann rauf auf das Bike und wie der Wind zum Leuchtturm. Am Abend sollen wieder Wolken aufziehen und Gewitter werden erwartet. Mindestens zwei Nächte wird die "No Worries" hier bleiben.
Die Insel ist mir sehr sympathisch! Alles wirkt sauber und gepflegt, viele kleine Cafés und Restaurants in Nes, Ballum und Hollum. Es gibt in Hafennähe gute Einkaufsmöglichkeiten bei Jumbo und Spar. Und für mein Fotografenherz lässt sich Einiges an schönen Motiven finden!
Auch hier auf Ameland existieren immer noch Spuren des Dritten Reiches. Zwischen 1942 und 1944 realisierten die Deutschen den "Atlantikwall" mit einer Länge von über 6.000 Kilometern und 12.000 schweren Bunkern, sowie zehntausende leichter Bunker von Norwegen bis nach Spanien!
Niemals durch Termine jagen lassen! Morgen bin ich auf Borkum verabredet. Beim Blick auf den Tidenkalender und die Windapp empfiehlt es sich bereits um 01:45 Uhr früh morgens zu starten. Im Dunkeln geht es los, Radar läuft und alles ist zunächst so wie erhofft. Kaum um Ameland herum, dreht der Wind so kräftig auf, dass die Fahrt nach Borkum zum Höllenritt werden würde. Zurück nach Ameland geht auch nicht, das Wasser unterm Kiel wird rasch weniger und sich jetzt festzufahren wäre tödlich! Also mit dem Wind von schräg achtern nach Terschelling und Vlieland. Dort gibt es eine Fahrrinne die frei ist. Kaum an Vlieland vorbei im Wattenmeer, kommt die Sonne heraus und die Wolken lösen sich auf. Der Wind flaut ab und ich überwinde langsam meine sechs stündige Seekrankheit! Das drei Gänge Menü vom Vorabend hätte ich mir sparen können! Nun, das positive bleibt. jetzt weiß ich welche Schränke besser gesichert werden müssen. In der Schleuse Harlingen stelle ich fest, dass die Hydraulikanlage teilweise ausgefallen ist. Beide Strahlruder und der Geräteträger verweigern den Dienst. Zwei Telefonate mit der Werft und ein Spaziergang zum nächsten Baumarkt später läuft wieder alles planmäßig. Technik eben! Eine kleine Sicherung wurde ersetzt.
Am späten Nachmittag wird festgemacht an einem freien Anleger nahe am Kanal. Entsalzen und putzen ist angesagt. Selten war der Feierabend so schön!
Am Vorabend war ich so fertig, dass mich die Koje bereits um 20:00 Uhr gesehen hat. Dafür ging es dann auf dieser Etappe etwas später los als am Vortag - erst um 05:45 Uhr! Der Sonnenaufgang war es wert! Und um 09:45 Uhr wartete die "No Worries" vor der Oostersluis in Groningen. Kurze Zeit später geht es zum Passantenhafen. Übernachtungskosten 30,- € inkl. Strom & Wasser.
In Groningen ist immer was los! Es gibt Einiges an Museen (u.a. das Kunstmuseum) und - für mich - den schönsten Bahnhof der Welt! Hier kann man es ein paar Tage aushalten.
In Leer wird eine 14 tägige Pause gemacht. Der Sturm auf der Nordsee hat doch mehr Spuren am Boot hinterlassen, die beseitigt werden müssen. Doch der Aufenthalt hat auch seine schönen Seiten! Unweit vom Liegeplatz vor der Altstadt wird wieder ein "Friesland" Krimi gedreht und es ergibt sich ein Gespräch mit Melissa, der Produzentin. Und ja, natürlich gibt es die Gelegenheit ein paar der tollen Darsteller zu treffen. Die Einladung auf einen Cappuccino an Bord steht!
Nach ein paar Tagen sind die Schäden behoben. Der Erfolg wird sich auf dem nächsten Törn zeigen.
Hajo Ackermann, der Hafenmeister, ist nun im Ruhestand und seine Nachfolger sind unter der bekannten Telefonnummer zu erreichen. Leer ist sehr liebenswert und hat sich zu einer schönen Ostfriesischen Kleinstadt gemausert. Hinweis für Besucher die mit dem Boot anreisen: Die Tide beachten und sich über die Schleusenöffnungszeiten informieren! Über den Funkkanal 13 oder per Telefon ist die Schleuse zu erreichen.